MUSS DIE UNABHÄNGIGKEIT VON BERG-KARABACH ANERKANNT WERDEN?

26.02.2011

11 Fragen über Chodschali

Ungereimtheiten in der offiziellen Version der aserbaidschanischen Propaganda

1. Wenn die armenische Seite wirklich die Absicht hegte, die Bevölkerung von Chodschali auszurotten, warum warnte sie dann die dortige Bevölkerung mehrere Tage lang offen und explizit via Lautsprecher vor der Offensive?

2. Warum hat die Regierung Aserbaidschanss, als sie vom bevorstehenden Sturm auf Chodschali wusste, nicht die dortige Bevölkerung gewarnt und nur Aserbaidschaner und das Vieh evakuiert, während lokal ansässige Mescheti-Türken ihrem Schicksal überlassen wurden?

3. Warum nahmen die Menschen den offenen Evakuierungs-Korridor nur nachts in Anspruch und nicht auch tagsüber?

4. Warum wurden die Toten unmittelbar bei den von Aserbaidschanern kontrollierten Gebieten gefunden, also dort, wo es überhaupt keine Armenier gab?

5. Wäre es für Armenier nicht ein viel zu gewagtes Unterfangen gewesen, die Bevölkerung von Chodschali zu vernichten, wissend, dass gleich in Agdam ein großer Teil der aserbaidschanischen Armee stationiert war (30-35.000 Mann)? Hinter ihrem Rücken Stepanakert, vor ihnen Agdam mit 35 Tausend Feinden.

6. Wie kommt es, dass die Zivilisten aus Chodschali in einem von aserbaidschanischen Truppen kontrollierten Gebiet erschossen wurden?

7. Warum haben die Armenier zuerst den aserbaidschanischen Flüchtlingen einen Flucht-Korridor zur Verfügung gestellt, dann in einer lebensgefährlichen Operation die Flüchtlinge im aserbaidschanischen Gebiet wieder eingeholt und diese dort getötet, statt die neu eingenommene Stadt zu halten?

8. Wenn die Armenier wirklich daran interessiert waren, Aserbaidschaner auszurotten, warum gab es dann schließlich mehr Kriegsgefangene und freigelassene Inhaftierte als Getötete? Widerspräche dies nicht dem Vorhaben einer Ausrottung?

9. Warum werden Menschen und Zeugen, deren Meinung von der offiziellen aserbaidschanischen Version abweicht, entweder getötet oder festgenommen oder des Landes verwiesen?

10. Warum werden zur Illustration der „armenischen Greueltaten“ Photos und Videos von den Opfern des Kosovo-Krieges oder von Erdbebentoten, von Flüchtlingen aus anderen Gebieten aufgrund anderer Geschehnisse verwendet?

11. Warum sind dieselben Leichen in aserbaidschanischen Videos einmal in einem „normalen“ Zustand und dann noch einmal teilweise schwer verunstaltet und geschändet zu sehen? Wer hat die Toten in der Zwischenzeit skalpiert? Warum wurden die Leichen einige Tage später (2. - 3. März) verunstaltet?

Wie kann man erklären, dass das aserbaidschanische Videomaterial die Leichen mit eindeutigen Anzeichen von Misshandlung (z.B. skalpiert, mit abgeschnitten Gliedmaßen/Genitalien) zeigt, dann wiederum dieselben Leichen ohne jene Anzeichen zu sehen sind (dieselben Leichen sind auf einmal nicht skalpiert und die Gliedmaßen und Weichteile noch heil)? Es ist offensichtlich, dass zwischen der ersten Aufzeichnung und den weiteren Aufzeichnungen aserbaidschanischer Reporter jemand die Körper der Getöteten verunstaltet hat. Wer und mit welcher Absicht hat nun diese Leichen verunstaltet?

http://xocali.net/DE/QUESTIONS.html

20.02.2011

Gedenkveranstaltung für die Opfer des Pogroms in Sumgait (27.02. bis 29.02.1988)

Auf die legitime und friedliche Erklärung der Armenier von Arzach (Karabach) aus dem Staatenbund mit Aserbaidschan herauszutreten, antworteten die Machthaber Sowjet-Aserbaidschans am 27. Februar 1988 mit massenhaften Massakern an den Armeniern in der Stadt Sumgait.

Die mit einer eigenartigen Grausamkeit durchgeführte Vernichtung der armenischen Bevölkerung wurde begleitet mit Vergewaltigungen und dem Raub ihres gesamten Hab und Gut. Die Grausamkeit und der Zynismus dieses Verbrechens liegt darin, dass die letzten aserbaidschanischen Machthaber des 20. Jahrhunderts, insbesondere die Sicherheitskräfte, direkt an den Massakern teilgenommen haben. Die einzige Schuld der Opfer lag in ihrer nationalen Zugehörigkeit: sie waren Armenier.

Erst am 29. Februar erreichte die Sowjetarmee die Stadt. Doch es war zu spät. Die Massaker waren gelaufen, hinterliessen Hunderte von Opfern, tausende von unglücklichen Familien.
Dadurch dass die sowjetischen Machthaber die Schuldigen der Massaker von Sumgait nicht bestraften, ermöglichten sie es ihnen, knapp zwei Jahre danach, am 13. Januar 1990 die massenhafte Ermordung der Armenier in Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans, zu organisieren und durchzuführen.

Mit der Vernichtung und anschließender Vertreibung aller Armenier aus Aserbaidschan hörten jedoch die Verbrechen nicht auf. Nach wie vor ungestraft, griffen die kriminellen Machthaber Aserbaidschans auf grausame Weise Arzach an. Am Anfang dieses ungleichen Krieges gelang es ihnen, einen Teil von Arzach zu besetzen. Die Vernichtung und Vertreibung der unbewaffneten und unschuldigen Bevölkerung ging in den besetzten Gebieten von Arzach weiter. Am 10. April 1992 wurde das Arzacher Dorf Maragha belagert und die dort verbliebene Bevölkerung vernichtet.

Liebe Landsleute, liebe Freunde,
es ist heute unsere Pflicht, die grausamen Verbrechen, die an dem armenischen Volk begangen wurden, der internationalen Öffentlichkeit vorzustellen, mit der Aufforderung, eine angemessene Wertung hierzu vorzunehmen.

Daher appellieren wir an Sie, aktiv an den Veranstaltungen am 27. Februar 2011 teilzunehemen:

13:00-15:00    Demonstration / Mahnwache
                         Treffpunkt: Vor dem Hauptgebäude der Humboldt-Universität,
                         Unter den Linden, Berlin-Mitte. Aufzug zum Brandenburger Tor

Anschliessend  Gedenkveranstaltung für die Opfer
                          Ev. Luisenkirche am Gierkeplatz 2, 10585 Berlin-Charlottenburg 
                          Seelenmesse
Redebeiträge: Herr Azad Ordukhanian, Vorsitzender des Zentralrats der Armenier in Deutschland
                       Herr Harutyun Grigoryan, Repräsentant der Republik Arzach in Deutschland

Zu Gäste:
S.E. Herr A. Martirosyan,   Botschafter der Republik Armenien in Deutschland
Herr V. Alyanak,                   Armenische Gemeinde zu Berlin e.V.
Herr B. Dikiciyan,                 Armenische Kirchen-und Kulturgemeinde zu Berlin e.V.
Frau Dr. Tessa Hofmann,    AGA – gegen Genozid, für Völkerverständigung e.V.

Die Organisatoren der Veranstaltung:
Zentralrat der Armenier in Deutschland
Armenische Gemeinde zu Berlin e.V.
Armenische Kirchen- und Kulturgemeinde zu Berlin e.V.
AGA – gegen Genozid, für Völkerverständigung e.V.

09.02.2011

Der offene Brief des ZAD an ZDF

Sehr geehrter Herr Schächter,
Sehr geehrter Herr Schumann,

wir haben am 01.02.2011 der Film “Der kaukasische Knoten” gesehen.

...Wir haben selten einen Film gesehen, der so viel Ignoranz mit so viel Böswilligkeit verbindet.

Sie berichten über Nagorny-Karabach und den Konflikt im Spannungsfeld von Aserbeidschan/Armenien/Karabach, ohne auch nur mit einem Wort auf Stalin einzugehen, der den Konflikt gesät hat, als er diese alte armenische Provinz vom Heimatland abschnitt und einem fremden Staat angliederte. Sie suggerieren, armenische Priester und Generäle hetzten die Menschen auf und darum schlügen sie sich die Köpfe ein. Kein Wort von Sumgait: In jener aserbeidschanischen Industriestadt hatten Mörderbanden, ausgestattet mit offiziellen Einwohnerlisten, Jagd auf Armenier gemacht. Das war der Ausgangspunkt des Krieges: Die Sowjetunion implodiert, die Armenier im Autonomen Gebiet Karabach konnten sich ihres nicht mehr sicher sein. (In wenigen Tagen werden wir in Berlin wieder der Opfer der Pogrome von Sumgait gedenken müssen.) Der Krieg, der daraus folgte, hat unendliches Leid gebracht, das ist richtig. Auf beiden Seiten, auch das ist richtig. Aber die Armenier haben wenigstens überlebt.

Wir haben, Sie wissen das, Erfahrungen mit Völkermord. Wir werden uns nicht noch einmal wehrlos abschlachten lassen, das zumindest haben wir 1915 lernen müssen. Und diese Bemerkung finden Sie jetzt unangemessen? Haben Sie die Bilder vergessen von den Freudentänzen, die in Bakus Straßen gefeiert wurden, als in Armenien die Erde bebte? Haben Sie die Bilder von den geschleiften armenischen Khatchkar(Kreuzstein)-Feldern in Nachitschewan vergessen, Ausdruck einer unvorstellbaren Barbarei, mit der nicht nur die dort beigesetzten Toten geschändet, sondern auch ein Weltkulturerbe hohen Ranges unwiederbringlich vernichtet wurde?

Auch das ZDF hat über diese Ereignisse berichtet. Aber offensichtlich wird unser historisches Gedächtnis immer kürzer. Sie fahren beispielsweise mit Ihrem Kamerateam an die Grenze Nachitschewans, das Sie nicht Nachitschewan nennen, aber sie sagen Ihren Zuschauern nicht, dass auch dieses Land den Armeniern von Stalin geklaut und Aserbeidschan zugeschlagen wurde: Nach dem kompletten Bevölkerungsaustausch und einem vollendeten Ethnozid (s.o.) gibt es dort keinen Konfliktstoff mehr – ist es das, was Sie sich für Karabach gewünscht hätten?

Oder nehmen wir Schuschi, eine “uralte aserbeidschanische Stadt”, wie Sie behaupten. Uralt, das heißt natürlich in Wirklichkeit: seit Stalin. Davor war Schuschi nicht nur Hauptstadt der armenischen Provinz Arzach/Karabach, Shushi war vor allem ein überaus bedeutendes kulturelles und wissenschaftliches Zentrum Armeniens. Bis 1920 hatte Schuschi 60.000 Einwohner, davon 47.000 Armenier, den Rest bildeten die kaukasischen Tataren (heute Aseris) und Angehörige anderer Nationen. Allein während des Massakers vom 23. März 1920 wurden 30.000 Armenier von den türkisch-tatarischen Truppen aus Baku brutal ermordet und die armenischen Stadtteile völlig verbrannt und zerstört.

Solche Beispiele aus Ihrem Film lassen sich endlos fortsetzen.

Der “kaukasische Knoten” wird nicht in einer georgischen Kaffeestube gelöst, sondern nur in einem höchst komplexen politischen Prozess, der immer auch dies im Auge behalten muss: Stellen wir Stalins brutale Machtpolitik wirklich über das Selbstbestimmungsrecht eines Volkes? Die armenische Bevölkerung Berg-Karabachs zahlt einen hohen Preis fürs Überleben. Sie und Ihr Team sind vom aserischen Geheimdienst nur an der Einreise nach Aserbeidschan gehindert worden - was Sie aber offensichtlich überhaupt nicht nachdenklich macht. Das Schicksal der Armenier in jenem Land war weit weniger komfortabel: Sie hatten weder Hartschalenkoffer noch Großraumtaxi, und sie hatten vor allem kein Rückflugticket erster Klasse nach Mainz oder sonst wohin in der Tasche. Sie mussten nur ihr nacktes Leben retten.

Mit freundlichem Gruß
Zentralrat der Armenier in Deutschland